
Foto Credit GLAM time DonauUniversität Krems
DAS „going public“ Motto der Abteilung Kunst- und Kulturwissenschaften der DONAUUNIVERSITÄT Krems
Eine Serie von „Schnupper“ Veranstaltungen für Profis und Interessierte aus den Bereichen Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen (*G.L.A.M. = Galleries/Libraries/Archives/Museums) ein Anreiz für Fortbildung und Besuch von MA Lehrgängen. Eine gekonnte Brücke zum Informationsaustausch und zur Anregung für Experten/Expertinnen und auch für interessierte Laien.
Unter GLAM Time! gab es kürzlich, aus dieser Serie, einen sehr interessanten Vortrag im
Prof. Dr. Anja GREBE (Foto credit DonauUniKrems)
Haus der Geschichte NÖ von Fr. Prof. Dr. Anja Grebe, Univ. Prof. für museale Sammlungswissenschaften von der Donauuniversität Krems zum Thema: Das notwendige Museum. Was heißt Sammeln im 21. Jahrhundert?
Mehrheitlich von Experten und Expertinnen besucht, bot er interessante und politisch kritische Fakten zu Museen und Sammlungen an die man ad hoc als Besucher oder Fördergeber nicht gleich denkt. Einige Aspekte daraus:
- 2017 war ein Rekord Jahr für Museen. In Österreich ist das Obere Belvedere in Wien -dank Klimt- auf Platz 1, gefolgt auf Platz 2 von der Albertina und auf Platz 3 die Österreichische Nationalbibliothek. In Europa hat der Louvre in Paris Platz 1 danach die vatikanischen Sammlungen in Rom und auf Platz 3 die Galerien der Uffizien in Florenz.
- Der Ansturm auf museale Kunst ist derart, dass man die Eintrittspreise kräftig steigern muss um den Besuchermassen etwas Herr zu werden, doch dies reicht nicht aus …
- Nur 1% der Museen in Österreich seien Bundesmuseen. Die „eingetragenen“ Museen betragen rund 750 in Österreich. Doch alleine NÖ hat diese Anzahl mit anderen Museen übertroffen. Grebe erläuterte Teile des Bundesmuseengesetzes und der darin festgelegten Aufgaben. Sie bemängelte, mit Recht, dass die Aufgaben Forschung, Erhalt und Ankauf in den jeweiligen Basisabgeltungen nicht einmal im Ansatz berücksichtigt werden. Museen müssen daher durch Sponsoring und Sonderausstellungen versuchen diese Mittel einzuspielen.
- Doch eben diese Sonderausstellungen und Sponsoring, mit viel Aufwand verbunden, bringen auch nicht die Beträge ein und stellen teilweise andere Sammlungen im Haus in einen unverdienten Schatten.
- In Sachen Erhalt und Digitalisierung wird gerade nur die Personalbasis abgedeckt, jedoch nicht die Technik und Materialien „state of the art“, welche in der Anschaffung und Betrieb nicht gerade günstig sind.
- In Sachen Forschung werden ebenso nur die Basis der Grundpersonalkosten abgedeckt, weitere Personal- und Erarbeitungskosten für Wissenschaft und Forschung sowie Technik sind nicht berücksichtigt. Hier werden leider auch nicht der Aufwand und die Kosten der Einreichung im Falle eines Nicht Zuschlages berücksichtigt.
- In Sachen Ankäufe für Sammlungen werden die Museen mehr als stiefmütterlich behandelt, wenn man denkt was interessante ankaufbare Objekte für museale Sammlungen am Kunstmarkt kosten. So verwundert es einen nicht: die Albertina lediglich Ankäufe im Wert von € 500.000 verbucht.
Als mit Kunst und Kultur Befasster, als Kulturjournalist und als ehemaliger Mitarbeiter im Nationalrat, auch mit Agenden des Kulturausschusses befasst, rege ich hier eine Art Berichtslegung der jeweiligen Museumsgruppierungen und anverwandten Wissenschaftskreise an die Mitglieder der Kulturausschüsse der Länder und des Bundes an. Hier können die Herausforderungen und Problematiken und mögliche Lösungs-ansätze herangetragen werden. Dies wäre auch eine zusätzliche Unterstützung für die jeweiligen Entscheidungsträger. Bislang wird dem Nationalrat ein Bericht der Bundesmuseen und der Kulturbericht des Bundes zugeführt.

Landessammlungen NÖ/DUK/C.Fuchs
Auch interessant waren die Ausführungen über Objekte in Sammlungen vom Begriff der Semiophoren (Zeichen-Träger) nach Pomian, bis hin, dass eine Sammlung mehr wert sei als einzelne Werke, dies nicht nur im Pekuniären, sondern vielmehr im wissenschaftlichen Wert. So etwa bestehen nur 5% überlieferte Gebetsbücher aus dem Mittelalter, was allgemeine zweifelsfreie Ableitungen über das Ganze dieser Zeit erschwert.
Besonders interessant war der „Approach“ der Namensgebung und der Beschreibung eines Objektes welches ja ein „Leben vor dem Museum“ hatte. Hier war es der Vortragenden wichtig hinzuweisen, dass Deutungen von Objekten deutlich zu vermeiden sind. Andererseits sollte die Benennung doch etwas „sexy“ sein um das Interesse am beschreibenden Objekt steigern zu können. Gewisslich ein besonderer Spagat zwischen Forschung und Publikums-nähe.
Ferner bot sich nach dem Vortrag eine äußerst interessante Führung mit Mag. Dr. Christian Rapp und Mag. Benedikt Vogl , Mitglieder des wissenschaftlichen Leitungs-und des Kuratoren- Teams, durch das Haus der Geschichte NÖ. Es wurde nicht so sehr auf die Inhalte als viel mehr auf die Didaktik und die Art der Präsentation der Exponate eingegangen. Man erfuhr sehr viel über Bereiche die man als Besucher ad hoc nicht so wahrnimmt.
So zum Beispiel die Gegenüberstellung von zwei Kinderwägen aus 1945 und 2015 welche aufzeigen, dass das Transportmittel Kinderwagen gestern wie heute unverändert blieb. Oder das paradoxe Beispiel eines Menschen der in der NS Zeit vielen geholfen und viele Menschen gerettet hat, jedoch nur „Martialisches“ von ihm in Form von Totschläger und Schlagring überliefert blieb. Interessant ist die Nutzung von Objekten aus anderen Sammlungen, welche im neuen Kontext gleich eine andere Bedeutung haben kann. (das Modell einer Lokomotive aus dem technischen Museum Wien, als technisches Modell, ist in NÖ als Objekt für den Produktionssektor Stahl und Technik und deren Standort in einem der NÖ Viertel eingesetzt)
Die nächsten GLAM Time! Termine, laut Kollegin Dr. Barbara Margarethe Eggert, M.A. MA : 13. April Donau Uni Krems, 8. Mai Kunstmeile Krems
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