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IRONIMUS 90 im Karikatur Museum Krems 3. März bis 27. Mai 2018 SEHENSWERT

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Die Ausstellung zum 90. Geburtstag (18. März) der Zeichnerlegende IRONIMUS Arch. Gustav „Gustl“ PEICHL zeigt neue, bislang unveröffentlichte Cartoons aus dem

Peichl

Portrait Peichl Fotocredit Residenz Verlag

„Unruhestand“. Über 60 Jahre hat der Karikaturist  mit spitzer Feder das politische Zeitgeschehen aufs Korn genommen, ehe er sich Ende 2014 zur Ruhe setzte.  Erstmals nun zu sehen eine Ausstellung mit seinen besten nicht politischen Zeichnungen: feinsinnige Cartoons und Karikaturen mit inhaltlichen hintergründigen Beobachtungen, die mit der Doppelbödigkeit des Lebens und der Kunst spielen – und uns die Absurdität der kleinen, alltäglichen Momente vor Augen führen.

Bei der Eröffnung, mit rd. 400 Gästen, am Samstag den 3. März  nach Begrüßung und Einführung durch Dir. Gusenbauer sprach Gerhard Haderer eine fulminante freie Laudatio, nicht nur als Künstlerkollege und Freund, und bezeichnete die Werke Peichls als „Oeuvre der österreichischen Zeitgeschichte“.

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LH J. Mikl-Leitner mit Dir. G. Gusenbauer) (Fotocredit Kunstmeile Krems/C. Redtenbacher

Auch Landeshauptfrau Hanni Mikl-Leitner würdigte zur Eröffnung den Architekten Gustav Peichl sowie den Zeichner IRONIMUS nicht nur das Haus des Karikatur Museum welches seine Handschrift trägt, sondern ob der Inhalte des Hauses, welches mit steigenden Besucherzahlen (zuletzt über 75. 000), ein europäisches und österreichisches Unikat in Niederösterreich und Erfolgsmodell seiner Art für Cartoon, Comic und Karikatur im zeitgenössischen und historischem auftragsgemäß darstelle. Sie lobte nicht nur das Geburtstagskind IRONIMUS sondern auch Dir. G. Gusenbauer für seine Umsetzungen sowie den Kurator Markus Peichl (Sohn von Ironimus). Sie unterstrich generell die hohe Verantwortung des Karikaturisten/Karikaturistin in der Gesellschaftskritik nicht nur als kritischen mit Leichtigkeit, Humor und Spaß, mit wenig Strichen, in kurzen Sequenzen das Wesen des Menschen und das jeweilige Thema erfassend aufzuzeigen, sondern insbesondere einen Anstoß zum Nachdenken zu geben.

Als „Geburtstagsüberraschung“ erhält IRONIMUS ein Album mit Fotobox Bildern sämtlicher Eröffnungsbesucher.

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MA Jakob, WINart Archiv Prof Winnie JAKOB

Ironimus arbeitete als Karikaturist für diverse Zeitungen im deutschsprachigen Raum. Mit mehr als 12.000 Karikaturen, über 30 Büchern und rund 100 Ausstellungen blickt er auf eine beispiellose Karriere zurück, seine ORF-Sendungen Die Karikatur der Woche und Der Jahresrückblick in der Karikatur erreichten ein Millionen-publikum. Unter seinem bürgerlichen Namen wurde er als Architekt bekannt, zum Beispiel durch den Bau der ORF-Landesstudios in Graz, Innsbruck, St. Pölten etc., Anbau des Städel Museums in Frankfurt, der Bundeskunsthalle in Bonn, der Messe Wien und des Karikaturmuseum Krems.

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Held der Eroberung, 1958, Tusche IRONIMUS Archiv Foto MJ Press

Die Ausstellung, im kleinen Peichl Kabinett, von Gottfried Gusenbauer, künstlerischer Direktor des Karikaturmuseum Krems, und Markus Peichl, Galerist und IRONIMUS’ Sohn, kuratiert. Sie zeigt an die 90 Zeichnungen aus den Jahren 1948 bis 2018, darunter neue, bislang unveröffentlichte Blätter, die erst vor Kurzem entstanden sind.

BUCHTIP: 

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Cover: Residenz Verlag

„IRONIMUS Cartoons 1948-2018“ Sohn Markus PEICHL als Herausgeber dieses

Buches im RESiDENZ VERLAG kürzlich erschienen und zeigt eben eine Auswahl an Zeichnungen 1948-2018, welche sich teilweise in der Ausstellung wiederfinden.

ISBN: 9783701734535, 216 Seiten, Hard Copy, € 22,-

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Ironimus zeichnet Bruno Kreisky, Tusche WIN 1985

R A N D B E M E R K U N G:

IRONIMUS hat mit seiner bereits verstorbenen Kollegin Prof. Winnie JAKOB „WIN, Winnie“ (1927-2012) vieles gemeinsam. Sie haben beide familiäre Geschichte aus Böhmen & Mähren. Sie haben beide ähnliche Karrieren bis auf den Punkt Architektur. Der „Mann“ Peichl setzte sich jedoch mehr durch, nicht nur durch politische Karikaturen, sondern auch in der damals männlich dominierten Kunst- und Medienszene, während die einzige österreichische weibliche Kulturkarikaturistin WIN allmählich in Vergessenheit gerät…

IRONIMUS sagte über WIN: “….eine außerordentlich begabte und anerkannte Künstlerin, aber ein schwieriger Mensch…“, so der Maestro über die  Maestra.

Startenor Nicolai GEDDA die „Stimme der Musik“ und der „unendliche feine Differenzierer“ im Alter von 91 Jahren verstorben

Als «Poet unter den Tenören» wurde er gefeiert, als «the world’s most recorded tenor» bewundert. Wer einen seiner späten Auftritte erlebt hat, fühlte sich an eine vergangene, glanzvolle Epoche des Singens erinnert – es war ein Singen wie im Traum.

Von Beginn an profitierte der Schwede von seinen glänzenden hohen Tönen: einer leichten Höhe – und vor allem mit einem hohen D – Der Plattenproduzent Walter Legge, beeindruckt von Gedda‘s Musikalität und Sprachen, telegrafierte u.a. an Herbert von Karajan: «Habe soeben den größten Mozart-Sänger meines Lebens gehört. Sein Name ist Nicolai Gedda.»

Mit Karajan und Salzburg verbinden Gedda sechs Opernauftritte und acht Konzerte. Im Zuge eines dieser Konzerte zeichnete die einzige österreichische weibliche Kulturkarikaturistin Prof. Winnie Jakob (1927-2012) ihn auch 1968 in Salzburg. Sie bezeichnete ihn als sehr feinfühlig und er war von Winnie‘s Karikaturen sehr angetan. Weitere WIN Karikaturen von GEDDA befinden sich im Original in den Archivsammlungen der Salzburger Festspiele.

Ein tenoraler Superstar wie später die «Drei Tenöre» Pavarotti, Domingo und Carreras wurde er nie, dafür fast immer zu der «Stimme der Musik», die er sang, wie der Kritiker Jürgen Kesting schrieb. Das erreichte er vor allem dank seiner raffinierten Gesangstechnik und seiner sprachlichen Sicherheit. «Geddas Anstrengungen sind darauf gerichtet, Probleme zu lösen; die der meisten Sänger, sie zu umgehen», urteilte der Kritiker Irving Kolodin.

Gedda sei «der vielseitigste Stilist unter allen Tenören der Nachkriegszeit», sagte Kesting zum 85. Geburtstag Geddas der DPA. So habe der Sänger mehr Raritäten im Repertoire als Pavarotti Hauptrollen. Seine Markenzeichen wurden das einschmeichelnd weiche Timbre und eine mühelose, leicht ansprechende Höhe. «Ihr Volumen war gering, die Durch-schlagskraft nicht groß, die Tragfähigkeit hingegen gut, der Umfang außergewöhnlich», schrieb Kesting über die Stimme des jungen Gedda. Überragend sei er im französischen und russischen Fach gewesen – aber auch ein wichtiger Mozart-Tenor, was leider bei seinen Aufnahmen nicht voll zum tragen kam.

Silbrig schimmernd und betörend süß klang Geddas Stimme; bis 2001 hat er in mehr als 100 Rollen auf der Bühne gestanden. Er selbst bezeichnete sich als schüchtern – so war denn der Sänger, der mit der Stimme zu schauspielern verstand, auf der Bühne eher „gehemmt“.

An der Wiener Staatsoper feierte er 1962 als Tamino in der „Zauberflöte“ seinen Einstand, dem weitere 36 Auftritte bis 1977 folgten – 1988 erhielt er zudem den Titel Kammersänger.

Das Geheimnis seiner langen Karriere: Disziplin und das Wissen um die Grenzen der Stimme. Vor zu schweren Rollen in jungen Jahren und allzu vielen Auftritten hat er sich gehütet. Das Leben jener Stars, die von Aufführung zu Aufführung jetten, kritisierte er scharf. «Lässt man dies zur Gewohnheit werden, um möglichst viel Geld zu verdienen, verkürzt man seine Karriere um mindestens zehn Jahre», schrieb Gedda in seiner Autobiografie.

«Leider dient er viel zu wenig als Vorbild», bedauerte Kesting. «Junge Sänger haben sich eingeschworen auf ein Einheits-Espressivo der Generation Carreras und Domingo» – wo Gedda unendlich fein differenzierte. So blieb (und bleibt) er unnachahmlich für die meisten und kaum wieder erreichbar.

Buchtipp: Karajan con Variazioni, Karikaturen, Winnie Jakob, Serie Musik Piper-Schott ISBN 3-7957-8270-8 (Schott)  ISBN 3-492-18270-4 (Piper)

Quellen: APA/DPA/Salzburger Festspiele/STOP/WINart Archiv

„… und Lachen hat seine Zeit“ Kabarett zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder

  Eine Buchempfehlung

„… und Lachen hat seine Zeit“ Kabarett zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder.  Kleinkunst in Österreich 1945 bis 1970 (= Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts, Band 2)

Das ist die „goldene Zeit“ des legendären Kabaretts um Bronner-Merz-Qualtinger, des „G’schupften Ferdl“ sowie des Karl Farkas samt „Simpl“, der Cissy Kraner mit ihrem „Nowak“ oder des „Würfel“ aus Graz, der auszog, um Wien zu erobern. Dazu kommen die vielen heute längst vergessenen Ensembles und und und …

Das Österreichische Kabarettarchiv legt in diesem Buch erstmals eine umfassende Geschichte und Dokumentation des Kabarettgeschehen der Nachkriegszeit vor, eingebettet in den gesellschaftlich-historischen Kontext.

Es ist ein erheiternder Rückblick in vergangene Kabarettzeiten welche auch jüngere Generationen zum Schmunzeln bringen wird: Viele der Kabarettthemen von damals haben bis heute an ihrer Aktualität nichts verloren.  Kein „déjà vu“, vielmehr  zeigt es quasi das „immerwährende österreichische Phänomenon“.

Es ist besonders schön in diesem Buch an die 12 Karikaturen der einzigen österreichischen illustren weiblichen  Kulturkarikaturistin des 20. Jahrhunderts Prof. WINnie JAKOB  (1927-2012) abgebildet sind

(2017 würde WIN Ihren 90. Geburtstag feiern doch leider vor fünf Jahren zu früh von uns gegangen)

Die Großartigkeit der WIN Zeichnungen ist Beweis, dass Ihr Werk weiterlebt und unvergessen ist …

Und man entdeckt noch weitere Facetten um WIN. Sie hatte auch in Sachen Innengestaltung etwas „am Kasten“: so gestalte sie 1965 die Wände mit großflächigen Karikaturen im neu renovierten Kabarettkellers „Der Würfel“ (Theater im Savoy) in der Wiener Himmelpfortgasse ….

Ein lesenswertes und zu empfehlendes Buch nicht nur für Geschichtsliebhaber. Ein ideales Geschenk für Junggebliebene sowie Kabarett Fans.

„… und Lachen hat seine Zeit“ Kabarett zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder.  Kleinkunst in Österreich 1945 bis 1970 (= Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts, Band 2) Iris FINK und Hans VEIGL, 480 Seiten, ca. 170 Strichabbildungen Ill. von u.a. WINnie JAKOB, R. Angerer, Hachfeld, u.a.m. Format: 21×26,5 cm, gebunden, mit Leseband Österreichisches Kabarettarchiv, Graz 2016 ISBN 978-3-9501427-7-8 Preis: 39,20 Euro

 

Präsentation am 2. Februar 2017, Café 7stern, 20 Uhr: (Siebensterngasse 31, 1070 Wien)

Leo Lukas & Simon Pichler präsentieren das Buch, Kostproben daraus und vieles mehr.

Special guest: Andrea Schramek. Musikalisch begleitet von Franz Alexander Langer.