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Einer der großen Opernregisseure Harry Kupfer im Künstler Firmament

Der bedeutende Opernregisseur Harry Kupfer ist tot. Er starb nach langer Krankheit 84-jährig am 30. Dezember 2019. Kupfer wurde am 12. August 1935 in Berlin (DDR) geboren. Seine Karriere begann in den 1950ern in Ostdeutschland. Er inszenierte u. a. an der Komischen Oper Berlin (KOB), in Bayreuth, Dresden, Wien, Salzburg und Graz.

Er schuf mehr als 200 Inszenierungen, insbesondere zu Mozart, Strauss und Wagner. Seine letzte Inszenierung war zugleich seine Heimkehr an die Komische Oper, wo er im Frühjahr dieses Jahres noch Händels „Poro“ gestaltete.

Unter seinen wichtigsten Inszenierungen waren für Bayreuth 1978 Wagners „Der fliegende Holländer“ und 1988 „Der Ring des Nibelungen“, 1986 bei den Salzburger Festspielen die Uraufführung von Pendereckis „Die schwarze Maske“ und ein ganzer Wagner-Zyklus an der Berliner Staatsoper mit Daniel Barenboim.

An der Volksoper Wien inszenierte er 1984 „La Bohème“ in der ich auch mitwirkte. Im Theater an der Wien inszenierte er auch Musical – und zwar eines der erfolgreichsten, die Uraufführung der Musicals „Elisabeth“ (1992) sowie 1999 „Mozart!“.

In meiner Erinnerung zeichnete sich Harry Kupfer  dadurch aus, dass er zwar sehr „preußisch“ Regieanweisungen gab, jedoch den Künstlern einen Spielraum gab, solange dieser dem Rahmen seiner besprochenen Werkinterpretation entsprach. Er war sehr freundlich, umgänglich und nicht hochnäsig. Er hatte auch ein sehr ausgeprägtes Personengedächtnis.

Meine Tante – die einzige weibliche österreichische Kultur Karikaturistin – Prof. WINnie Jakob (1927-2012) traf und zeichnete ihn öfters. Hier eine Zeichnung aus 1986 bei den Salzburger Festspielen aus dem WINart Archiv f Kunstnachlass & Karikatur eV NPO

Wir werden ihn vermissen und sein Schaffen in Erinnerung behalten.

MA Jakob

Einer der großen Wagner-Sänger Bassbariton Theo Adam ist entschlafen- bleibender Fixstern am Opernhimmel

Theo Adam, Bassbariton, der in Wagner-Partien und Strauss-Rollen, neben 100 weiteren Partien, auch als Interpret von Liedern von Brahms, Schubert und Wolf sowie als Oratoriensänger, Weltgeltung erlangte – starb am 10. Jänner 2019 mit 92 Jahren in seiner Heimat Dresden.

Die Jahrzehnte Stimme des Renommierten seiner Zeit ist jedoch nicht verklungen

Die Opernwelt verliert einen der bedeutendsten Interpreten des 20. Jahrhunderts, „ein kosmopolitischer Sängergigant“ und einer der wenigen deutschsprachigen Weltstars der Opernbühne. Sein Wotan in Bayreuth (dort sang er erstmals 1952) hatte Maßstäbe gesetzt. Herausragend sei er auch in seiner geradezu virtuosen Liedinterpretation gewesen, so u.a. der Wiener Staatsopern Direktor Meyer.

WIN (Prof. Winnie V. Jakob 1927-2012) die berühmte und einzige österreichische Kultur-karikaturistin porträtierte und publizierte ihn mehrmals. So auch 1981 als BAAL in Baal (Friedrich Cerha) bei den Salzburger Festspielen. (Dies war seine 100. Rolle. Ihn sang er 1996 zum letzten Mal – mit 70).

Weitere Karikaturen sind  in dem Buch „Karajan con Variazioni“ von Winnie Jakob (Piper Schott, Serie Musik) zu entdecken.

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„Er war ein brillanter Künstler und ebenso großartiger Pädagoge, der vieles von seiner Begeisterung für den Gesang an die Studierenden weitergeben konnte“, würdigte ihn die Rektorin der Dresdner Hochschule für Musik. Adam sei als Künstler mit seiner Kreativität und seinem Talent Vorbild für Generationen von Studierenden gewesen. Er unterrichtete Sängernachwuchs und war engagierter Förderer der Opernausbildung im deutschsprachigen Raum.

Theo Adam wurde am 1. August 1926 in Dresden geboren. 1937 wurde er Sängerknabe im berühmten Dresdner Kreuzchor, nach dem Krieg studierte er Gesang. 1949 debütierte der Bariton an der Staatsoper Dresden (Ensemble Mitglied seit 1953) und sang danach regelmäßig auch bei den Bayreuther Festspielen. Selbst an berühmten Opernhäusern wie der New Yorker Met, der Wiener Staatsoper (wo er mehr als 250 Mal auftrat) und den Salzburger Festspielen (von 1981-1999) wusste Adam zu begeistern. Später inszenierte er auch selbst, moderierte im Fernsehen und schrieb Bücher. Kurz nach seinem 80. Geburtstag nahm der Künstler Abschied von der Bühne und fünf Jahre später zog er sich auch aus der Öffentlichkeit zurück.

 

MA Jakob, WINart Archiv f Kunstnachlass, 11.01.2019

Startenor Nicolai GEDDA die „Stimme der Musik“ und der „unendliche feine Differenzierer“ im Alter von 91 Jahren verstorben

Als «Poet unter den Tenören» wurde er gefeiert, als «the world’s most recorded tenor» bewundert. Wer einen seiner späten Auftritte erlebt hat, fühlte sich an eine vergangene, glanzvolle Epoche des Singens erinnert – es war ein Singen wie im Traum.

Von Beginn an profitierte der Schwede von seinen glänzenden hohen Tönen: einer leichten Höhe – und vor allem mit einem hohen D – Der Plattenproduzent Walter Legge, beeindruckt von Gedda‘s Musikalität und Sprachen, telegrafierte u.a. an Herbert von Karajan: «Habe soeben den größten Mozart-Sänger meines Lebens gehört. Sein Name ist Nicolai Gedda.»

Mit Karajan und Salzburg verbinden Gedda sechs Opernauftritte und acht Konzerte. Im Zuge eines dieser Konzerte zeichnete die einzige österreichische weibliche Kulturkarikaturistin Prof. Winnie Jakob (1927-2012) ihn auch 1968 in Salzburg. Sie bezeichnete ihn als sehr feinfühlig und er war von Winnie‘s Karikaturen sehr angetan. Weitere WIN Karikaturen von GEDDA befinden sich im Original in den Archivsammlungen der Salzburger Festspiele.

Ein tenoraler Superstar wie später die «Drei Tenöre» Pavarotti, Domingo und Carreras wurde er nie, dafür fast immer zu der «Stimme der Musik», die er sang, wie der Kritiker Jürgen Kesting schrieb. Das erreichte er vor allem dank seiner raffinierten Gesangstechnik und seiner sprachlichen Sicherheit. «Geddas Anstrengungen sind darauf gerichtet, Probleme zu lösen; die der meisten Sänger, sie zu umgehen», urteilte der Kritiker Irving Kolodin.

Gedda sei «der vielseitigste Stilist unter allen Tenören der Nachkriegszeit», sagte Kesting zum 85. Geburtstag Geddas der DPA. So habe der Sänger mehr Raritäten im Repertoire als Pavarotti Hauptrollen. Seine Markenzeichen wurden das einschmeichelnd weiche Timbre und eine mühelose, leicht ansprechende Höhe. «Ihr Volumen war gering, die Durch-schlagskraft nicht groß, die Tragfähigkeit hingegen gut, der Umfang außergewöhnlich», schrieb Kesting über die Stimme des jungen Gedda. Überragend sei er im französischen und russischen Fach gewesen – aber auch ein wichtiger Mozart-Tenor, was leider bei seinen Aufnahmen nicht voll zum tragen kam.

Silbrig schimmernd und betörend süß klang Geddas Stimme; bis 2001 hat er in mehr als 100 Rollen auf der Bühne gestanden. Er selbst bezeichnete sich als schüchtern – so war denn der Sänger, der mit der Stimme zu schauspielern verstand, auf der Bühne eher „gehemmt“.

An der Wiener Staatsoper feierte er 1962 als Tamino in der „Zauberflöte“ seinen Einstand, dem weitere 36 Auftritte bis 1977 folgten – 1988 erhielt er zudem den Titel Kammersänger.

Das Geheimnis seiner langen Karriere: Disziplin und das Wissen um die Grenzen der Stimme. Vor zu schweren Rollen in jungen Jahren und allzu vielen Auftritten hat er sich gehütet. Das Leben jener Stars, die von Aufführung zu Aufführung jetten, kritisierte er scharf. «Lässt man dies zur Gewohnheit werden, um möglichst viel Geld zu verdienen, verkürzt man seine Karriere um mindestens zehn Jahre», schrieb Gedda in seiner Autobiografie.

«Leider dient er viel zu wenig als Vorbild», bedauerte Kesting. «Junge Sänger haben sich eingeschworen auf ein Einheits-Espressivo der Generation Carreras und Domingo» – wo Gedda unendlich fein differenzierte. So blieb (und bleibt) er unnachahmlich für die meisten und kaum wieder erreichbar.

Buchtipp: Karajan con Variazioni, Karikaturen, Winnie Jakob, Serie Musik Piper-Schott ISBN 3-7957-8270-8 (Schott)  ISBN 3-492-18270-4 (Piper)

Quellen: APA/DPA/Salzburger Festspiele/STOP/WINart Archiv